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24.09.2023rss_feed

Deutsche Fleckviehschau – Spitzen-Fleckvieh zeigt sich der Welt

Collage Bundessiegerinnen   Klein

Die Deutsche Fleckviehschau zog Fleckvieh-Begeisterte aus Nah und Fern in großer Schar in die Miesbacher Oberlandhalle. An beiden Tagen ließen sich mehr als 4000 Besucher sowohl aus der näheren Umgebung als auch aus ganz Deutschland und vielen europäischen Ländern und darüber hinaus bis aus Südamerika von den hervorragend präsentierten Schautieren und der beeindruckenden Leidenschaft der Züchter – vor allem auch der Jungzüchter - begeistern. Die Qualität der 136 Schaukühe einschließlich der Nachzuchtgruppen sowie der 36 Jungrinder, das Interesse der Besucher und die Stimmung in der für dieses Züchterfest des Jahres bestens geeigneten Miesbacher Halle waren überwältigend. Dass sich Reinhard Scherzer aus Kärnten nach gewohnt souveränem Richten der Schaukühe aus seiner Preisrichtertätigkeit verabschiedete, war ein emotionaler Höhepunkt dieses Fleckvieh-Festes.

Bereits am Vortag der Schau konnte ASR-Vorsitzender Georg Hollfelder zur Generalversammlung der Europäischen Vereinigung der Fleckviehzüchter (EVF) in Bad Aibling gemeinsam mit EVF-Präsident Sebastian Auernig, Generalsekretär Dr. Johann Ertl und Dr. Georg Beck vom bayerischen Landwirtschaftsministerium die Delegierten von elf europäischen Fleckvieh-Ländern willkommen heißen. Als neues Mitglied wurde der bulgarische Fleckviehzuchtverband in die europäische Fleckviehfamilie aufgenommen. Zeitgleich mit seiner Pensionierung wurde Bernd Luntz vom LfL-Institut für Tierzucht als Leiter der EVF-Arbeitsgruppe Exterieur verabschiedet. Zu seinem Nachfolger bestellte die Generalversammlung Reinhard Pfleger, den Geschäftsführer von Fleckvieh Austria. Nach dem formalen Teil stießen drei exzellente Fachvorträge auf großes Interesse der Teilnehmer: Bernd Luntz und Dr. Dieter Krogmeier (beide LfL-Institut für Tierzucht) widmeten sich den aktuellen Neuerungen in der Exterieurbewertung mit FleckScore und dem Zusammenhang zwischen den Exteriermerkmalen und der Nutzungsdauer. Prof. Dr. Hubert Spiekers vom LfL-Institut für Tierernährung vermittelte den vor Ort versammelten und online bis aus Amerika zugeschalteten Fleckvieh-Experten aus einer Vielzahl an Versuchen ein zusammenfassendes Fazit zur Rindfleischerzeugung mit Fleckvieh, sowohl mit Kälbern aus der Milchviehhaltung als auch mit Absetzern aus der Mutterkuhhaltung: Fleckvieh ermöglicht eine sehr effiziente Rindfleischerzeugung selbst bis zu einem vergleichbar hohen Lebendgewicht bei der Schlachtung von 780 kg. Prof. Dr. Wilhelm Windisch, ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls für Tierernährung der TUM, beleuchtete in bekannt faszinierender Weise Sachverhalte zu den Themen Nahrungskonkurrenz und Klimaschutz im Zusammenhang mit der tierischen Erzeugung. Die Frage Kommen wir ohne Nutztiere zurecht? beantwortete er mit einem klaren Nein: Wir können auf Nutztiere nicht verzichten. Sie sind ein unverzichtbarer Teil der landwirtschaftlichen Kreislaufwirtschaft. Die Ernährung der Menschheit mit minimalen Auswirkungen auf Umwelt und Klima erfordert ein lokales Gleichgewicht zwischen Pflanzenbau und Tierhaltung.

FleckScore German Open

Auch der Auftakt im Schauprogramm wies einen eindeutigen internationalen Charakter auf: 63 Teilnehmer aus neun Ländern, darunter Honduras und Kolumbien, verglichen im internationalen Wettbewerb FleckScore German Open ihre Fähigkeiten in der linearen Beschreibung von Kühen mit dem international harmonisierten Bewertungsschema FleckScore. Im Finale am Abend mussten sich der Zweitplatzierte Thomas Ploner aus Südtirol und auf dem dritten Platz Luisa Riedl aus Oberfranken dem FleckScore-Sieger Matthias Ratzberger aus Niederösterreich nur knapp geschlagen geben.

Jungzüchterwettbewerb

Im Jungzüchterwettbewerb traten 36 hoch motivierte Nachwuchskräfte mit ihren Jungrindern in sechs Gruppen in einer Typ- und einer Vorführwertung an. Die Qualität der Tiere als auch der Vorführkünste der Teilnehmer sind als durchweg hoch einzustufen. Umso spannender gestaltete sich als letzter Programmpunkt das Finale am Abend. Den Vorführsieg nahm Regina Hirschvogel mit nach Hause ins Weilheimer Zuchtgebiet. Preisrichter Hannes Pfister aus Erl in Tirol würdigte die durchgängig starke Vorführleistung. In der Typwertung entschied sich der Preisrichter Hannes Neuner aus Schwendau im Tiroler Zillertal für die Zafon-Tochter Mira von Max Hartmann aus Baden-Württemberg. Zum Reservesieger machte Hannes Neuner die Hurly-Tochter Una präsentiert von Annalen Opel aus Mistelbach.

Eliteversteigerung

Eine kleine Eliteauktion rundete den Abend ab. Unter den Hammer kamen ein hochtypisiertes Jungrind und sieben hoffnungsvolle Jungvererber. Die Preisspitze bildete ein 10,5 Monate alter Senator-Jungbulle (MV: Zeiger) aus der Zucht der Busch GbR im mittelfränkischen Heidenheim. 33.500 Euro ließ sich die Eurogenetik den jungen Bullen kosten. Das weibliche, mischerbig hornlose Rind mit Abstammung Hokuspokus mal Masasi und GZW 138 wurde für 6800 Euro zugeschlagen.

Preisrichten

Für das Preisrichter-Urgestein Reinhard Scherzer aus Paternion im Kärntner Drautal galt es die ehrenvolle Aufgabe zu meistern: Von den besten Kühen Deutschlands die Schönsten zu rangieren und natürlich zu kommentieren.

In einem wahren Richtmarathon stellte er sich den 17 Gruppen- sowie acht Klassenentscheiden und schließlich in vier spannenden Finals der Wahl zum Bundessieger 2023.

 

Bei der Jungkuh Gina von Martin Pilz aus Kallmünz wurde er fündig. Die extrem ausgeglichene Ex Machina-Tochter (MV: Weltstar) mit dem perfekt aufgehängten, drüsigen Euter zeige alles, was Fleckvieh kann und er bescheinigte ihr zudem ein enormes Entwicklungspotenzial sowie eine lange Laufbahn als erfolgreiche Milchkuh. Somit ging der erste Bundessieg in die Oberpfalz. Zur Bundesreservesiegerin der Jungkühe machte Scherzer die Virginia-Tochter (MV: Dell) von Michael Walser aus Eurasburg (Zuchtverband Weilheim). Diese Kuh ist in zwei bis drei Laktationen im Rahmen an der Oberkante, aber sie ist eine absolute Granate, begründete der Kärntner, der sich bewusst für die weniger extreme Bundessiegerin entschied – modern ist mittelrahmig, lautete seine Maxime.

 

Bei den mittleren Kuhklassen (zwei und drei Kalbungen), die immer stärker und einheitlicher wurden, fiel es Scherzer dann zunehmend schwer die besten Kühe ausfindig zu machen. Diese Tiere zeigen unverkennbar, was unsere Rasse alles zu leisten im Stande ist. Als Bundessiegerin entschied er sich schließlich für das beste Gesamtbild, nämlich die Miami-Tochter Miracle von der Betriebsgemeinschaft Leitersbuch in Berghülen (RBW). Sie zeigt sich einfach harmonisch in allen Körpermerkmalen, und trotz des etwas weniger ausgeprägten Zentralbands werde das Euter halten. Denn die Hintereuterbreite sei hier entscheidend, wie Scherzer aus seiner züchterischen Erfahrung schlussfolgerte. Auf Miracle folgte Hoffnung. Die Villeroy-Tochter mit den absolut harmonsichen Übergängen von Martin Hüttner aus Wassertrüdingen (Rinderzuchtverband Franken) wurde Bundesreservesiegerin.

 

Als schließlich die Hood-Tochter Phoenix von Christiane Böhm aus Aufsess (Rinderzuchtverband Oberfranken) den Ring betrat, war es nicht nur um den Preisrichter geschehen. Sie hat einfach diese kraftvolle Ausstrahlung, diese Präsenz und das ganz gewisse Etwas – das Siegergen, so Scherzer. Von Anfang an von der Leistungsbereitschaft, dem bestens ausbalancierten, unverbrauchten Euter und dem feinen Fundament begeistert, ließ er der bekannten Viertkalbskuh, zuletzt Miss Oberfranken, die schwarz, rot, goldenen Schärpe des Bundessiegers Senior umhängen. Aus Eiselfing, dem Zuchtgebiet des Mühldorfer Verbandes kam mit Manuap Uschina die Bundesreservesiegerin. Eine Fünftkalbskuh vom Betrieb Schausbreitner mit ebenfalls perfektem Seitenbild und enormer Tiefe.

 

Mit der hochkarätig besetzten Konkurrenz der Dauerleistungskühe (sechs und mehr Kalbungen) setzte man bei den alten, verdienten Fleckviehkühen einen weiteren Höhepunkt. Zur Bundessiegerin Dauerleistung wurde die Miesbacher Lokalmatadorin, Achtkalbskuh Rave-Tochter Naomi (MV: Wal) von Franz Vordermayer aus Riedering gekürt. Als Bundesreservesiegerin der Dauerleistungskühe konnte Larissa von Josef Hilsenbeck aus Ellwangen (RBW) den Ring verlassen und war mit sieben Kälbern ein ebenso eindrucksvolles Monument für das, was modernes Fleckvieh heute alles kann.

 

Wir gratulieren allen Beschickern zur Teilnahme an dieser nationalen Schau, insbesondere den Züchtern der Siegerkühe. Die ASR bedankt sich bei allen Mitarbeitern und Helfern für ihren großen persönlichen Einsatz bei der Vorbereitung und Durchführung der Deutschen Fleckviehschau. Besonders danken wir dem Zuchtverband Miesbach für die hervorragende Organisation vor Ort in Miesbach. Des Weiteren danken wir den Landwirtschaftsministerien von Bayern und Baden-Württemberg, dem Veterinäramt Miesbach, den Mitgliedsorganisationen sowie den Sponsoren und Anzeigekunden sehr herzlich für ihre Unterstützung.

 

 

Champions:

BUNDESSIEGERIN JUNG (links oben)

GINA (Nr.14) von Martin Pilz, Kallmünz, Rinderzuchtverband Oberpfalz w.V.

BUNDESSIEGERIN MITTEL (rechts oben)

MIRACLE (Nr. 76) von der Betriebsgemeinschaft Leitersbuch GbR, Berghülen, Rinderunion Baden-Württemberg e.V.

BUNDESSIEGERIN SENIOR (links unten)

PHOENIX (Nr. 106) von Christiane Böhm, Aufsess, Rinderzuchtverband Oberfranken e.V.

BUNDESSIEGERIN DAUERLEISTUNG (rechts unten)

NAOMI (Nr. 154) von Franz Vordermayer, Riedering, Zuchtverband für obb. Alpenfleckvieh Miesbach e.V.

 

Jungzüchter-Champions:

BUNDESSIEGERIN JUNGZÜCHTER TYP

Mira (Nr. 206) von Max Hartmann, Aichstetten, RBW

BUNDESSIEGER VORFÜHREN

Regina Hirschvogel (Dilara, Nr. 162), Uffing, Zuchtverband Weilheim

 

SIEGER FleckScore GERMAN OPEN:

1. Matthias Ratzberger, Niederösterreich

2. Thomas Ploner, Südtirol

3. Luisa Riedl, Oberfranken

Die Ergebnisliste finden Sie hier: