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01.12.2015rss_feed

Fleckvieh-Haplotyp 5 (FH5)

Wie bereits berichtet wurde, führt die ZuchtData in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Tierzucht der TU München seit Mai 2015 eine Untersuchung zu einem konkreten Erbfehlerverdacht (FH5) durch. Diese Untersuchungen wurden im Auftrag der Arbeitsgruppe Erbfehler und genetische Besonderheiten des Beratenden Ausschusses Zuchtwertschätzung durchgeführt.

Die bisher zusammengetragenen Fakten erlauben nun eine Veröffentlichung der Anlageträger dieser unerwünschten Mutation zum Termin der Dezember Zuchtwertschätzung (01.12.2015).

 

Erkenntnisstand

Ausgangspunkt der Untersuchungen ist ein Haplotyp, der in rund 55.600 typisierten Fleckviehtieren nie reinerbig auftritt. Bei der Verpaarung von mischerbigen Trägern dieses Haplotyps wurde ein deutlich erhöhter Anteil von Kälberverlusten innerhalb von 48 Stunden nach der Geburt beobachtet.

Die Analyse von Sequenzdaten ermöglichte die Identifizierung einer Mutation, die mit hoher Wahrscheinlichkeit ursächlich für dieses Krankheitsbild ist. Die Frequenz der Mutation in der weiblichen Population liegt bei etwa 2,5%.

Um die Ursache der Kälberverluste aufzuklären, wurden Risikoanpaarungen identifiziert und betroffene Kälber unmittelbar nach der Geburt pathologisch untersucht. Im Zuge dieser Untersuchungen konnten 6 betroffene Kälber identifiziert werden, die reinerbig für die Mutation waren. Deren Sektion zeigte ein recht einheitliches Krankheitsbild mit angeborener Herzinsuffizienz und schweren Leberschäden. Auch wenn wir über die genauen physiologischen Zusammenhänge noch keine Aussage machen können steht fest, dass homozygot rezessive Tiere keine reelle Überlebenschance haben.

 

Empfehlungen

Die Häufigkeit dieser in der Fleckviehpopulation unerwünschten Mutation, die sowohl ökonomische Bedeutung als auch Tierschutzrelevanz hat soll durch Selektion und Anpaarungsplanung zügig gesenkt werden. Folgendes ist zu beachten:

  • Anlageträger sind konsequent zu kennzeichnen
  • Um das Auftreten betroffener Kälber zu vermeiden bzw. auf ein Minimum zu reduzieren, sollten Risikopaarungen konsequent vermieden werden.
  • Kandidaten, die ein FH5-Allel tragen, sollen nur dann für den Besamungseinsatz selektiert werden, wenn sie züchterisch wertvoller erscheinen als alternative freie Kandidaten.

Bei allen Zuchtmaßnahmen ist zu berücksichtigen: Der derzeit verfügbare Haplotypentest ist nicht zu 100% sicher. Die von der TUM identifizierte Mutation befindet sich auf dem neuen Custom Chip, der aber erst ab 2016 eingesetzt werden wird. Vor einer Veröffentlichung muss dieser Chip basierte FH5 Gentest noch validiert werden.

 

Kurzinformationen, Trägerlisten, Zuchtwertdatenbank

Kurzinformationen zum Erkenntnisstand finden Sie auf den Internetseiten von ASR und AGÖF oder direkt auf nachfolgenden Links. Die Zuchtwertdatenbanken enthalten alle relevanten Informationen im Bereich genetische Besonderheiten und Erbfehler. Mit den Trägerstatusinformationen können auf relativ einfache Art und Weise Risikopaarungen vermieden werden. Der neue Defekt FH5 ist bereits im Anpaarungsprogramm OptiBull integriert.

 

 

Quelle: AGÖF und ASR